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Quartier: Wir und die Finanzen (I) – unser Kiosk 1975

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Wie finanziert ihr eigentlich Eure Arbeit?, werden wir immer mal wieder gefragt. In einer kleinen Serie auf diesem Blog möchten wir Euch die Finanzierung der verschiedenen Bereiche unserer Arbeit vorstellen. Und Euch vielleicht dabei auch überraschen…

Heute: Unser Kiosk 1975

Die Sanierung des über 30 Jahre lang leerstehenden Baudenkmals im Besitz der Wissenschaftsstadt Darmstadt war arbeitsintensiv und nicht billig. 200.000 Euro hat die Stadt bis Anfang 2023 in die denkmalgerechte Sanierung gesteckt. Unser Verein hat mit sehr viel ehrenamtlicher Arbeit und der Akquirierung von weiteren 27.000 Euro Spendenmittel einen für unseren kleinen Verein nicht unerheblichen Beitrag geleistet.

Unser Vertrag mit der Stadt ist recht simpel: Nach der erfolgten Sanierung sind die kompletten Kiosk-Unterhaltungskosten inkl. Grundsteuer, Wartungen und Reparaturen seit Anfang 2023 unsere Aufgabe. Bedeutet: Wir müssen alles erwirtschaften.

Alleine die Wartung der umfangreichen technischen Geräte des Kiosk kostet uns einen vierstelligen Betrag pro Jahr. So gibt es unter anderem eine Anlage, die mehrfach täglich unsere neu verlegte Wasserleitung spült. Dies ist notwendig, damit wir trotz der langen Wasserleitung stets gute Trinkwasserqualität vorhalten können, mit dem wir ja auch u.a. unseren Kaffee kochen.

Unsere Aktiven im Kiosk arbeiten vollumfänglich ehrenamtlich und ohne jede Aufwandsentschädigung. Da wir uns für eine faire Preisgestaltung entschieden haben, damit sich auch alle Kids im Quartier die Süßigkeiten leisten können, sind unsere erzielten Überschüsse seit Anbeginn überschaubar. Zwischen 750,- und 2000,- Euro bewegt sich unser Guthaben auf dem Konto, welches u.a. für den Ankauf neuer Waren oder kleine Ersatzbeschaffungen verwendet wird.

Hiervon finanzieren wir dann auch Events wie unser Fest zum einjährigen Bestehen, mit Musiker und kleinen Geschenken für die Kids. Für Honorar, GEMA und weitere Ausgaben waren schnell 1000,- Euro ausgegeben. Das müssen wir dann erst einmal wieder als Gewinn erwirtschaften (man beachte den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn, viele haben das nicht im Blick). Das ist auch der Hintergrund, dass es bisher nicht ganz viele Kultur-Veranstaltungen (u.a. Open Air Kino) am Kiosk gab: Wir haben das hierfür notwendige Geld noch nicht erwirtschaftet, eine Kulturförderung erhalten wir nicht.

Als Verein haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, mit dem Verkauf von fair gehandeltem Bio-Kaffee und Tee, von Bio-Limonade, Bier oder Glühwein die ökologische Landwirtschaft und den fairen Handel zu unterstützen. Wir möchten zu einer solidarischen Welt beitragen – dann ist dies zumindestens ein kleiner Beitrag. Natürlich könnten wir mit dem Verkauf von im Einkauf für uns günstigeren konventionellen Produkten hier mehr Gewinn erzielen. Für die gute Sache nehmen wir aber den höheren Einkaufspreis gerne in Kauf.

Nach einem Jahr Betrieb des Kiosk 1975 sind wir aber auf eine Sache sehr stolz: Unser Betrieb findet vollumfänglich ohne Steuergelder statt. Wir haben einen sozialen Ort der Begegnung geschaffen, der keine dauerhaften Steuergelder für seine Existenz benötigt. Und sich damit auch seiner Unabhängigkeit erfreut 🙂

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.