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Biotop: Was ist ein Trittstein-Biotop? Definition und mögliche Orte in der Stadt

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von Jan Becker: Aus gegebenem Anlass gibt es heute eine Folge über die sogenannten Trittstein-Biotope. Aufgrund der Diskussionen um die Wiesennutzung am Kiosk 1975 ist der Begriff zurzeit in aller Postsiedlungs-Munde.

Das Onlinelexikon des Spektrum-Verlags, Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften (z.B. Spektrum der Wissenschaft) definiert ein Trittstein-Biotop wie folgt:

„Trittsteinbiotop: in Kulturlandschaften künstlich angelegtes, inselartiges Überbrückungselement für Organismenarten, deren Stammhabitate weiter als ihre maximale Migrationsweite (Migration) voneinander entfernt sind. Trittsteinbiotope fördern Genfluß zwischen räumlich getrennten Populationen und ermöglichen Rückbesiedlungen und Neubesiedlungen von Lebensräumen. Dabei kann es sich um linienförmige (Hecken, Baumreihen, Böschungen), flächenhafte (Feldgehölze, Baum- und Gebüschgruppen, Kleingewässer) oder punktförmige Landschaftselemente (Einzelbäume) handeln.“ (Trittsteinbiotop – Lexikon der Biologie (spektrum.de))

Das heißt, Trittsteinbiotope sollen weiter auseinanderliegende, größere Lebensräume verbinden, sodass ein Austausch zwischen zwei oder mehreren ansonsten isolierten Gruppen ermöglicht wird. Denn was passiert, wenn Nachkommen immer wieder aus nur ein und derselben kleinen Gruppe von Lebewesen hervorgehen, lässt sich sehr gut an der Geschichte des europäischen Adels erkennen, bei dem es im Laufe der Geschichte immer wieder zu durch Inzest bedingte Fehlbildungen kam.

Außerdem ermöglichen Trittstein-Biotope die Neu- oder Wiederbesiedlung von Lebensräumen, wie auch im Fall des Postsiedlungs-Biotops mit seinen vielen beherbergten Tierarten. Darunter sind auch viele Arten, die speziell an den Lebensraum Magerrasen angepasst sind und sich ohne die nötigen „Trittsteine“ nicht zu uns ausgebreitet hätten.

Soweit der erste Teil der Definition und auch, warum Trittstein-Biotope so wichtig sind.

Doch was sind Trittstein-Biotope in der Stadt?

Meines Erachtens lässt sich die Frage, auch anhand der obenstehenden Definition folgendermaßen beantworten: „Alles, was grün ist“, wenn auch mit ein paar Einschränkungen. Demnach können Trittstein-Biotope natürlich städtische Parks und Grünanlagen sein, aber auch begrünte Seitenstreifen, Verkehrsinseln, Kreisverkehre oder Alleen, Gebüsche an Straßenrändern oder öffentlichen Gebäuden, etc.

Ebenso wichtig wie die städtischen „Grünflächen“ sind aber auch die privaten Gärten, ebenfalls mit ihren Bäumen, Sträuchern Gebüschen, Blumenbeeten, Kräutergärten, usw.

Und auch der Efeu oder der Wilde Wein an der Hauswand können wertvolle Trittstein-Biotope sein. Dabei sind besonders Bäume, Sträucher und die letztgenannten Rankpflanzen oftmals schon mehr als nur Trittsteine, sondern bereits permanentes zu Hause für viele Arten, besonders für verschiedene Vogel- und Insektenarten. Aber auch bei den Trittstein-Biotopen gilt: je vielfältiger eine Fläche ist, desto wichtiger und besser ist sie als Trittstein-Biotop geeignet.

Auf einer kurz gehaltenen und ggf. auch im Laufe des Sommers vertrockneten Rasenfläche findet sich deutlich weniger Leben als auf einer Blühfläche mit verschiedensten Pflanzenarten.

Somit ist auch eine einfache, regelmäßig gemähte Rasenfläche nur für sehr wenige Arten als Trittstein-Biotop geeignet. Insekten, die sich von Nektar ernähren gehen hier gänzlich leer aus, ebenso die meisten, spezialisierten, pflanzenfressenden Insekten. Diese können eine reine Grasfläche lediglich für einen Zwischenhalt nutzen, wobei sich auch die Möglichkeiten zum Verstecken auf einer kurzgehaltenen Grasfläche ebenfalls in Grenzen halten.

Auf nicht, oder nur selten gemähten Rasenflächen sieht es schon deutlich besser aus, hier können z.B. auch einige Blühpflanzen Fuß fassen. Allerdings kommen viele ökologisch wertvolle Blühpflanzen zumeist nicht von allein zurück, da sie sich gegen das Gras und diverse Neophyten oft nicht durchsetzen können, oder auch hier schlichtweg das natürliche Saatgut fehlt, da in unmittelbarer Nähe keine dieser Pflanzen zu finden sind.

Deshalb ist es wichtig, für ausreichend vielfältig bepflanzte Flächen in der Stadt zu sorgen. In einigen Parks, wie zum Beispiel dem Akaziengarten, hat unser Verein in Kooperation mit dem Land Hessen und gemeinsam mit Pro Akaziengarten e.V. mit einer Baumpflanzaktion, der Schaffung von Blühflächen und der Umstellung der Mahd auf tausenden Quadratmetern Parkfläche bereits wegweisendes umgesetzt. Ebenso wie auf mehreren Flächen in der Postsiedlung, gemeinsam mit der Bauverein AG (siehe Blog-Beiträge).

Allerdings sollte man sich aus unserer Sicht auch Gedanken machen, wie ökologisch wertvoll eine reine Rasenfläche wirklich ist und ob diese als Trittstein-Biotop für eine Vielzahl an Arten wirklich geeignet ist.

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.